Eine eindrückliche Politkarriere

Als «Effizienteste» im Thurgauer Parlament wurde Brigitte Kaufmann in der Thurgauer Zeitung bezeichnet. Die ehemalige Uttwiler Gemeindepräsidentin ist aber weit mehr als das: Zielgerichtet und mit viel Herzblut kämpft sie für mehr Wirtschaftsfreundlichkeit, weniger Staat und verteidigt hartnäckig den Liberalismus. 

«Ich kann auch einmal sehr unbequem sein», gibt Brigitte Kaufmann mit einem Schmunzeln zu. Doch das brauche es in der Politik – hin und wieder – äusserlich ruhig, innerlich auf der Palme: Wenn etwa Technologieverbote beschlossen werden, anstatt alle technischen und technologischen Optionen offen zu halten, wenn neue unnötige Gesetze erlassen werden oder unnötige Verwaltungsabläufe der Industrie und dem Gewerbe Steine in den Weg legen. Wenn sich Brigitte Kaufmann, die als Gemeindeammann den Aufstieg von Uttwil massgeblich prägte, etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie es durch. Die FDP-Kantonsrätin weiss, wo sie Allianzen suchen muss, bereitet sich stets akribisch auf Geschäfte vor und überzeugt zuweilen auch politische Gegner mit ihrem vertieften Wissen. Auch deshalb sind ihre Vorstösse meist erfolgreich. Erst kürzlich überwies der Grosse Rat ihre Motion «Ein moderneres Gastgewerbegesetz – damit die Vielfalt bleibt» oder unterstützte ihren Antrag zur «Regulierungsbremse».

Erfolg kommt nicht von ungefähr

Auch in Abstimmungskämpfen packt Brigitte Kaufmann mit Überzeugung an, baut Brücken, ist ausdauernd und der Inbegriff einer Möglichmacherin. So wie das kantonale Steuergesetz – eine Herzensangelegenheit der Uttwilerin – vor einem Jahr beim Thurgauer Stimmvolk so überzeugend und in 79 von 80 Gemeinden gutgeheissen wurde, hat im Voraus kaum einer für möglich gehalten. Auch als gewählte Vizepräsidentin des Grossen Rates ist sie sich nicht zu schade, morgens um fünf Uhr bei Temperaturen nahe am Gefrierpunkt an Bahnhöfen Flyer zu verteilen. «Je älter ich werde, um so werterhaltender werde ich, was mein Verhältnis zu unserem Staat anbelangt. Rechtsstaatlichkeit, eine freiheitlich-demokratische Grundordnung, Subsidiarität, Föderalismus, die meines Erachtens zu Unrecht verschriene Konkordanz und Eigenverantwortung sind sehr zentrale Werte für mich», sagt Brigitte Kaufmann. In gesellschaftspolitischen Fragen sei sie unverändert liberal. «Der Staat soll sich so wenig wie möglich einmischen.»

Marx zum Bügeln

Brigitte Kaufmann hat auf allen Ebenen ihres Hauses randvolle Büchergestelle. Als Schwerpunkt fallen viele Schweizer Autoren auf – unter ihnen ihre Lieblingsautoren Jürg Federspiel und Thomas Hürlimann. «An Hürlimann beisse ich mir ab und zu die Zähne aus», lacht die Vollblutpolitikerin, die offen gesteht, dass sie sich während des Bügelns auch einmal eine Biografie von Marx anhören kann und von der Lebensgeschichte des Begründers der Deutschen Sozialdemokratie, August Bebel, beeindruckt ist.

Im Einer von Basel nach Rotterdam

Im Kanton Bern in einem wirtschaftsliberalen und freien Umfeld aufgewachsen, waren jede Art von Musik, Literatur und Freizeitgestaltung erlaubt. Grenzen gab es trotzdem: Als Kind musste sie ein Paar Ski mit ihren vier Brüdern teilen. Heute hat die 62-jährige, begeisterte Alpinskifahrerin und Langläuferin mehrere davon. «Sport hat bei mir aber nichts wettbewerbsmässiges» Wichtig sei es ihr, draussen in der Natur zu sein. Diese Liebe lebt sie auch auf dem Wasser. Mutterseelenallein rudert die selbständige Kommunikationsberaterin auf dem Bodensee, wagt sich auf ihrem Ruderboot von Basel nach Rotterdam oder im Einer entlang der Atlantikküste. «Eigentlich bin ich mit meiner Körpergrösse völlig ungeeignet zum Rudern», lacht die ausdauernde Ruderin. Ganz alleine auf dem See zu sein, sei etwas ganz Besonderes. «Ich freue mich auf diese Aufgabe und den Kür-Bereich mit all den Begegnungen im ganzen Thurgau, dem Austausch und Eintauchen in all die schönen Gegenden des Kantons.»

 

Am 15. September 2021 ist Brigitte Kaufmann, unsere Grossratspräsidentin, vom Gemeinderat Uttwil, der Uttwiler Bevölkerung, ihren Grossratskolleginnen und -kollegen sowie Regierungspräsidentin Monika Knill gebührend gefeiert. Das Amt der höchsten Thurgauerin ist für Brigitte Kaufmann die Krönung einer eindrucksvollen 30-jährigen Karriere im Dienste der Öffentlichkeit. Für ihr eindrucksvolles Wirken auf verschiedensten Ebenen durfte die engagierte Kantonsrätin an der von der Gemeinde Uttwil unter Führung von OK-Chef Thomas Krois, den Dorfvereinen und zahlreichen Freiwilligen besonders liebe- und würdevoll gestalteten Feier sehr viel Lob entgegennehmen.

Fotos vom Fest in Uttwil: mattglanz Grossratspräsidentin Brigitte Kaufmann | Flickr